Instagram-Wunderwuzzis oder: Welche Bildsprache wo?

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Dieser Artikel wurde am 20. Oktober 2016 veröffentlicht
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Instagram hat etwas Faszinierendes. Im Vergleich zu anderen Foto-Plattformen wie Flickr ist es fokussiert darauf, per Smartphone-App generierten Inhalt zu verwerten. Der Weg ist ungleich weiter, um von einer DSLR ein Bild auf Instagram zu posten. Es reicht nicht, einfach mal schnell abzudrücken, ein paar Filter auszusuchen, kurz etwas dazuzuschreiben und zu posten. Mit einer DSLR macht man das Foto, lädt es auf den Computer, bearbeitet es, spielt es in seinen Dropbox-Account, der synchronisiert es auf das Smartphone, dort speichert man es noch in die lokale Bilddatenbank, und auf die hat dann Instagram Zugriff. Schneller geht es mit WIFI-fähigen Kameras, aber davon habe ich im Augenblick keine.

Ende letzten Jahres war Instagram das wichtigste Social Network für 32% der Jugendlichen in den USA. Facebook hat stark an Gewicht verloren und ist das nur noch für 14%. Hier hat erstaunlicherweise Twitter seine Stärke behalten. Österreich ist unter Jugendlichen garantiert anders aufgestellt.

Aber was bieten Top-Instagrammer? Ich habe die Liste angehängt mit den aktuellen Top-10-Accounts mit den meisten Followern. Der offizielle Instagram-Kanal hat es geschafft, mit Abstand die meisten Follower zu halten. Im Anschluss folgen ausschließlich Celebrities, Nike, als erster Firmenkanal, und das National Geography Magazine folgen auf 12 und 13. Die Daten sind von Websta.

Most Followed

Spannend ist schon, neben dem einen Corporate-Account, sind 7 Damen und 2 Herren unter den Top Ten. Männer haben hier wahrlich nicht länger das Sagen. Aber was sieht man?

Gerade für die Celebrity-Kanäle ist es der typische Blick hinter die Kulisse. Hier geht es nicht um Bildqualität, es geht um Voyeurismus, um das Dabei-Sein-Dürfen von Außenstehenden, um das Vorgaukeln dessen, dass die Unnahbarkeit aufgehoben werden kann durch die Anwesenheit einer Kamera im unmittelbaren Lebensumfeld, deren Standort man medial vermittelt einnimmt.

Nike, wie auch das NatGeo funktionieren gänzlich anders: die mit dem Swoosh posten fast ausschließlich Imagevideos, das National Geographic Bilder aus den aktuellen Reportagen des Magazins, immer unter Angabe des oder der FotografIn.

Ich möchte mich auf die Berühmten konzentrieren.

Der Inszenierung der Situation wird allein schon durch die Kamera im Mittelpunkt des Bildes Rechnung getragen. Eine Million Likes bringt das Kim Kardashian aber schon. Der ausgeprägte Dutch Tilt bringt wenigstens etwas Spannung in das Bild.

Christiano Ronaldo macht ein wenig auf Christo Rendentor in dem Bild, herausragend dabei ist die Anzahl an Likes mit 2,2 Millionen. Mittendrin statt nur dabei, ist die Devise. Mein bester Freund hat schnell mal ein Foto von mir gemacht: die Qualität ist vergleichbar mit der eines typischen Urlaubsfotos meiner Großeltern. (Die hätten aber die Arme nicht ausgebreitet.)

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Selbstironie kommt auf Instagram weit nicht so gut an.

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Das Bild bringt nur 1,2 Millionen Likes. Fotografisch ist es ebenso wenig bemerkenswert, meine nächste Assoziation dazu sind Halloween-Kürbisse.

Aktuell extrem viele Likes hat das Bild von Selena Gomez mit der Colaflasche. Seit Mitte Juni konnte es 5,7 Millionen Likes sammeln und gehört im Moment sicherlich zu den meistgeklickten Bildern.

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Lasziv einen Strohhalm an die Lippen halten. Die Konsequenz, dass ein klassisches Werbebild so extrem gut funktioniert, finde ich spannender. Der Hinweis auf die Kommerzialität des Bildes wird durch den Tag #ad auch direkt gegeben. Transparenz pur, könnte man sagen. Konsequent wird im Bild rot eingesetzt: von der Flasche, zum Top, bis zu den Haaren. Der Hintergrund ist verschwommen und bildet einen schwachen Kontrast zum sehr dunkel gehaltenen Bild. Das einzige Weiß ist die Schrift und der Strohhalm, das neben dem Gesichtsdreieck extrem stark den Blick anzieht. Das Auslassen des Logos ist egal, Coca Cola ist durch die Flaschenform und das geschwungene Band perfekt erkennbar: Perfekt durchgestylte Bildsprache. In den Kommentaren wird die Firma nahezu totgeschwiegen, sie drehen sich alle um die Person.

Warum Instagram?

Am 3. Dezember findet das MedienCamp in Wien statt. Das Barcamp war schon im letzten Jahr sehr spannend, heuer wäre das Thema Instagram in der Diskussion umso wichtiger, als in Österreich das Potential des Social Networks noch nicht vollständig realisiert wurde.

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