Geld auf Pump für Bildung

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Dieser Artikel wurde am 2. Februar 2010 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Ich bin ein strikter Gegner von Studienkrediten. Der Zugang zur höheren Bildung, zum dritten Bildungsweg, darf nicht durch monetäre Mangelerscheinungen begrenzt werden. Mindestanforderungen für Studien zu definieren, was die diskutierten Zugangsbeschränkungen im Grunde ja hinterrücks erledigen, halte ich für prekär, da diese ja durch die Matura gewährleistet werden sollten. Man kann argumentieren, dass die wieder geforderte Einführung von Zugangsbeschränkungen den Gymnasien die Bildungsqualifikation abspricht. Perfide, hat man im Hinderkopf, wer das fordert und wen die Lehrer als gewerkschaftliche Vertreter vor nicht allzu langer Zeit gewählt haben.

Österreich hat traditionell eine international geringe Akademikerquote – wobei der Quotenvergleich ob der unterschiedlichen Bildungspflichten für bestimmte Berufszweige in verschiedenen Ländern etwas hinkt, ganz besonders im Unterrichtswesen. Mehr Studenten wären gewünscht. Aber zu welchen Kosten?

Bei Wallstats habe ich die Grafik “Student Loans by the Numbers” entdeckt, die den Ablauf und das Wesen von Studienkrediten in den USA charakterisieren. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, die Zahlen zu überprüfen, gehe aber davon aus, dass sie korrekt sind. Der Auftraggeber der Grafik, College Scholarships, scheint seriös.

Student Loans by the Numbers.

Die durchschnittlichen Kosten der Semestergebühren an Privatuniversitäten für einen Bachelorabschluss werden mit $148.454 angegeben. Das ist im Hinblick auf das, aufgrund der Ausbildung um etwa $800.000 höhere, Lebenseinkommen, der Bildungsertrag, eine gute Investition. Das Fakt, dass 28% der KreditnehmerInnen wegen des Kredites und der daraus folgenden unsichereren finanziellen Lage nach dem Abschluss das Kinderkriegen nach hinten verschieben und damit unter Umständen ganz auf Kinder verzichten, halte ich für demografiepolitisch problematisch. Der Bildungsertrag in Österreich beträgt laut der OECD Studie “Education at a Glance 2009” in Kaufkraftparitäten $174.000. Damit bliebe auf die Lebensarbeitszeit gerechnet ein Reinertrag von $25.546, mit heutigem Kurs umgerechnet €18.249 und nicht, wie in den USA, $651.546. Das gilt für einen Bakkalaureatsabschluss. Jeder, der in diesem fiktiven Rechenbeispiel höhere akademische Weihen anstrebte, würde mit einem Verlust beim Lebenseinkommen aussteigen, der Bildungsertrag wäre negativ. Vorausgesetzt, man studiert mit einem österreichischen Einkommen an einer amerikanischen Privatuniversität.

Reine Fiktion? Natürlich. Aber so oft, wie ich den Wunsch gehört habe, dass das amerikanische Universitätssystem um so viel besser ist und man sich solche Studienbedingungen nur wünschen kann, ist es vielleicht nicht mehr lange hin, bis die Studiengebühren wieder eingeführt und über die Zeit schrittweise angehoben werden. Gekoppelt mit einer Tendenz der rückläufigen Reallöhne, wie es in Deutschland in den letzten Jahren der Fall war (das Exportweltmeistertum wurde bekanntlich von allen MitarbeiterInnen finanziert) wäre das fatal für die von der Politik für dieses Land gesetzten Bildungsziele.

Höhere Bildung spitzt sich in diesem Szenario ausschließlich auf die persönliche Finanzsituation zu. Ob das über das hochgelobte Stipendienwesen aufzufangen wäre?

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