Normalität und Besonderheit

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Dieser Artikel wurde am 5. März 2005 veröffentlicht
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Normalität bezeichnet einen willkürlichen Schnitt durch den Mittelwert der Grundgesamtheit alle Menschen des westlichen Kulturkreises. Wenn man allerdings genau diese Mitte darstellt, sozusagen die Normalität in Person inkarniert, bedeutet das, dass man etwas Besonderes darstellt.

So normal zu sein, dass man etwas Besonderes darstellt, widerspricht sich allerdings zwangsläufig. Normalität bedeutet ein Versinken in der Masse, Besonderheit ein Herausstechen aus dieser. Aber ganz normal etwas Besonderes sein ist überhaupt kein Problem, versteht man normal als natürlich. Daher verhalte man sich ganz natürlich als etwas Besonderes.
Und wie kann man sich nicht als etwas Besonderes sehen, immerhin ist man gleichzeitig auch einzigartig auf dieser Welt. Was wiederum impliziert, dass jeder Einzelne etwas Besonderes wäre und die Besonderheit wieder in die Normalität zurückführt werden würde.
Daran lässt sich schließen, dass selbst der Durchschnitt der Normalität noch immer Besonderheit bietet, da sich, dem Gedanken folgend, der Durchschnitt der Besonderheit in der Normalität immer noch als Besonderheit ausnimmt.

Nur gibt es Besonderheit, die sich vom Besonderen abhebt?

Comments 2

  1. Besonderheit ist per definitionem unverwechselbar, und hebt sich demnach immer deutlich von allem ab. Über die Besonderheit einzelner Dinge können wir letztendlich keine sicheren Aussagen treffen, denn wir stoßen hier in eine Problematik vor, die viel komplexer ist:

    Normalität als Begriff ist von Haus aus ein allgemeiner Gedanke und somit nicht nur ein Schnitt durch eine Summe von Besonderheiten, sondern eben eine Abstraktion. Besonderheit dagegen lässt sich gedanklich nicht befriedigend fassen, nur die eigene lässt sich unmittelbar sinnlich-qualitativ erleben.

    Zwischen dieser sinnlichen Unmittelbarkeit meines Erlebens und der gedanklichen Abstraktion (kurz: Denken) verläuft ein nicht vermittelbarer Riss. Dieser Riss ist radikal: Man kann nicht einmal sagen, es sei ein Gegensatz, weil alle Gegensätze ja gedanklich vermittelt sind, und hier haben wir ja eine Komponente (eben diese Unmittelbarkeit), die ja sogar aus dem Denken fällt.

    Die wirklich schwierige Frage lautet demnach: Wie kann es sein, dass Denken und Unmittelbarkeit in uns verbunden vorkommen? Was schafft diese Verbindung, worin sowohl das allgemein-abstrakte Denken als auch die sinnlich-unmittelbaren Qualitäten vermittelt werden?

    Wir würden sagen: unser Bewusstsein. Richtig. Aber das ist ja nur ein Name für die Problemformulierung. Also nochmal neu formuliert: Wie kann unser Bewusstsein diese Vermittlung erreichen, wenn es selbst offenbar weder gedanklich noch unmittelbar-qualitativ sein kann?

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